Die unterschiedliche Handhabung der Reparationen in Deutschland der Nachkriegszeit

Gleisabbau (Deutsche Welle)
zwitz.de
Ergebnis der Demontagen: Leere Werkhallen (amazone.de)
amazone.de
es gab auch Widerstand (amazone.de)

„Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 einigten sich die USA, Großbritannien und die UdSSR auf drei Reparationsformen: Demontagen und Beschlagnahmung von Auslandsguthaben, Lieferungen aus der laufenden Produktion und die Verwendung deutscher Arbeitskräfte. Die Höhe der deutschen Reparationsleistungen blieb offen. Auch auf der Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945 konnten sich die Alliierten nicht auf eine feste Reparationssumme einigen. Die UdSSR hatte einen Reparationsplan vorgelegt, der auf dem Protokoll von Jalta aufbaute und wiederum von 20 Milliarden Dollar Reparationen, davon zehn Milliarden Dollar für die UdSSR und Polen, ausging. Vereinbart wurden folgende Regelungen: Jede Besatzungsmacht sollte ihre Reparationsansprüche aus ihrer eigenen Zone befriedigen. Zusätzlich sollte die Sowjetunion 25 Prozent der Demontagen aus den Westzonen erhalten, 40 Prozent davon ohne Gegenleistung. Außerdem wurde die deutsche Handelsflotte aufgeteilt. Die UdSSR erhielt den deutschen Auslandsbesitz in Finnland, Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Ostösterreich, während die Westmächte über den deutschen Auslandsbesitz in allen anderen Staaten der Welt verfügen konnten. Die Verwendung deutscher Arbeitskräfte, die Goldreserve des Deutschen Reiches und Lieferungen aus der laufenden Produktion fanden im Potsdamer Protokoll keine Erwähnung. Mit der Konferenz von Potsdam wurde Deutschland reparationspolitisch geteilt.“
zitiert aus https://www.adenauercampus.de/ddrtutorium/wirtschaft/kriegsschaeden-reparationen-demontagen   
zitiert aus Zeit Online: Ulrich Hilgert: Ungerechte Lastenverteilung vom 08.01.1993:
„Die vier Siegermächte konnten sich in Potsdam auf einheitliche Verfahren bei den Reparationen nicht einigen. Man legte fest, dass ein jeder in seiner Zone nach eigenem Duktus verfahren würde. „Obwohl die radikalen Befürworter dieser Linie um den amerikanischen Finanzminister Morgenthau an Einfluß deutlich verloren, dienten die Demontagen in der amerikanischen und auch in der britischen Zone weiterhin nicht der Reparationsentnahme, sondern allein der Zerstörung, um die Produktionskapazität vor allem in der Rüstungsindustrie zu senken. Die sowjetische Besatzungsmacht hingegen legte die Potsdamer Vereinbarung denkbar weit aus: Nicht nur wurden Produktionsstätten in großem Ausmaß demontiert, sondern auch Reparationen aus laufender Produktion in einer Höhe entnommen, die den wirtschaftlichen Aufbau in der SBZ nicht nur beeinträchtigte, sondern zwischenzeitlich beinahe zum Stillstand brachte.“ Weiter wird ausgeführt: „In der amerikanisch-britischen Zone Deutschlands wurden seither die Reparationsbelastungen, vor allem die Demontagen, sukzessive, aber zügig abgebaut und die deutsche Wirtschaftskraft durch Marshallplan-Gelder nun sogar stetig gefördert. Die SBZ hingegen wurde weiterhin systematisch zu erheblichen Leistungen für die Sowjetunion herangezogen, bis die UdSSR im Sommer 1953 – nicht zuletzt unter dem Eindruck der Ereignisse des 17. Juni – ein Ende der Reparationen verkündete.“

Offiziell verkündet! Tatsächlich hat die DDR ihr „leben lang“ Reparationen an die Sowjetunion gezahlt. Die Besatzungskosten zu 100% und bspw. alle Betriebs-Kosten der SDAG Wismut, der Gewinn ging an die SU.
„Als die Reparationen 1953 für beendet erklärt wurden, hatte die SBZ/DDR die höchsten im 20. Jahrhundert bekanntgewordenen Reparationsleistungen erbracht. Siegfried Wenzel, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Staatlichen Plankommission der DDR, bezifferte die Reparationen der SBZ und der DDR auf insgesamt 99,1 Milliarden DM (zu Preisen von 1953) und die der Bundesrepublik Deutschland demgegenüber auf 2,1 Milliarden DM (zu Preisen von 1953). Die SBZ/DDR soll demzufolge 97 bis 98 Prozent der Reparationslast Gesamtdeutschlands – pro Person also das 130-fache – betragen haben.“
zitiert aus Wikipedia

Dabei handelte es sich um folgenden Umfang der durchgeführten Reparationen in der SBZ/DDR seitens der Sowjetunion:
“ 1. Beuteaktionen. Nach der Besetzung Ost- und Mitteldeutschlands durch die Rote Armee wurden ohne Registrierung Sach- und Kunstwerte aus öffentlichem und Privatbesitz beschlagnahmt und Mrd.-Beträge Reichsmark erbeutet. Der Wert der bei den Beuteaktionen entnommenen Gegenstände wird auf ca. 2 Mrd. Mark geschätzt; die Menge der erbeuteten Banknoten kann mit 6 Mrd. Mark angenommen werden.
2. Demontagen. Die UdSSR ließ nicht nur kriegswichtige Industrien, sondern auch für die Friedenswirtschaft unentbehrliche industrielle Kapazitäten demontieren. Folgende Phasen der Demontagen sind erkennbar:
a) Mai bis Anfang Juni 1945. Bis zum Beginn der Besetzung Berlins durch alle vier Alliierten wurden von den Sowjets rund 460 Berliner Betriebe vollständig demontiert und abtransportiert, darunter 149 Betriebe des Maschinen- und Apparatebaues, 51 Metallurgiebetriebe, 46 Betriebe der Feinmechanik und Optik und 44 Betriebe der Elektroindustrie. Rund 75 v.H. der bei der Kapitulation noch vorhandenen Kapazitäten waren betroffen.
b) Anfang Juli bis Herbst 1945. Demontage industrieller Großbetriebe der Braunkohlenindustrie, aber auch mittlerer und kleinerer Werke wie Ziegeleien, Textil-, Papier- und Zuckerfabriken. In dieser Zeit begann auch der Abbau der zweiten Gleise auf sämtlichen Eisenbahnstrecken der sowjetischen Besatzungszone.
c) Frühjahr bis Spätsommer 1946. Nach einer vorbereiteten Liste wurden weit mehr als 200 große Industriebetriebe der chemischen Industrie, der Papierindustrie, Schuhfabriken, Textilwerke usw. demontiert.
d) Oktober 1946 bis Frühjahr 1947. Obwohl Marschall Sokolowski bereits am 21.5.1946 die Demontagen für abgeschlossen erklärt hatte, setzte einige Monate später eine vierte Welle ein, von der z.B. die Zeiss-Werke Jena, Kraftwerke, Druckereien und einige Rüstungsbetriebe, die bis dahin für die Sowjets weitergearbeitet hatten, betroffen waren.
e) Herbst 1947. Nach einem weiteren halben Jahr wurden nochmals wichtige Betriebe abgebaut: Braunkohlenwerke, Brikettfabriken, Kraftwerke und weitere 1100 km Eisenbahngleise.
f) Frühjahr 1948. Drei Betriebe, die vorher zu Sowjetischen Aktiengesellschaften (SAG) erklärt worden waren, wurden voll oder zum Teil demontiert, darunter Anlagen des Buna-Werkes in Schkopau. Von den Demontagen waren auch solche Betriebe betroffen, die inzwischen wieder instand gesetzt worden waren. Der “Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung” gab in seiner 1951 veröffentlichten Schrift “Am Abend der Demontage” u.a. folgende Demontageverluste der SBZ/DDR im Vergleich zum Jahre 1936 an: Walzwerke 82 v.H., eisenschaffende Industrie 80 v.H., Zementindustrie 45 v.H., Papiererzeugung 45 v.H., Energieerzeugung 35 v.H., Schuhindustrie 30 v.H., Textilindustrie 25 v.H., Zuckererzeugung 25 v.H., Braunkohlenbergbau 20 v.H., Brikettfabriken 19 v.H. Der Gesamtwert der Demontagen wird auf 5 Mrd. Mark geschätzt.
3. Ausgabe von Besatzungsgeld. Die Summe des von den Sowjets ausgegebenen Besatzungsgeldes wird auf 9 Mrd. Mark geschätzt. Mit diesem Geld wurden die zahlreichen in Mitteldeutschland tätigen sowjetischen Handelsgesellschaften und anfangs auch der Milliardenbeträge verschlingende Uranbergbau für die Sowjets finanziert. Von 1947 bis 1953 sind allein für den Uranbergbau 7,75 Mrd. Mark aufgewendet worden.
4. Beschlagnahme von Betrieben als SAG-Betriebe. 213 Betriebe wurden 1946 von der UdSSR beschlagnahmt und als SAG-Betriebe fortgeführt. Ihr Wert wird auf 2,5 Mrd. Mark geschätzt.
Vor der Übergabe in sowjetisches Eigentum mußten die Betriebe mit Finanzmitteln aus öffentlichen Haushalten ausgestattet werden. Vor dem Rückverkauf an die DDR wurden aus den Betrieben zum Teil Vorräte und Ausrüstungsteile abtransportiert. Beide Formen der Entnahmen werden auf rund 1 Mrd. Mark geschätzt. Der Preis, den die Regierung der DDR 1953 für den Rückkauf zu zahlen hatte, betrug mindestens 2,55 Mrd. Mark.
5. Lieferungen aus der laufenden Produktion. Seit Produktionsbeginn der Betriebe mußten an die Sowjetunion erhebliche Teile der laufenden Produktion geliefert werden, und zwar in Form direkter Reparationslieferungen in die UdSSR, Zulieferungen deutscher Betriebe an SAG-Betriebe, Lieferungen an die Rote Armee, Lieferungen an sowjetische Handelsgesellschaften und Exporte, deren Erlöse an die UdSSR abgeführt werden mußten. Nur die direkten Reparationslieferungen in die UdSSR wurden von den Sowjets als Reparationen anerkannt. Alle anderen erwähnten Lieferungsformen sind jedoch ebenfalls als Reparationen anzusehen. Da die UdSSR dafür nur die unzureichenden Preise des Jahres 1944 zahlten, mußten für die deutschen Zulieferungen umfangreiche Subventionen aus Haushaltsmitteln aufgewandt werden. Nach Unterlagen aus dem Amt für Reparationen haben die Sowjets von 1945 bis 1953 Waren im Werte von 34,7 Mrd. Mark zu Preisen von 1944 aus der laufenden Produktion entnommen.
6. Subventionen. Die an deutsche Betriebe und SAG-Betriebe 1946-1953 gezahlten Preissubventionen für direkte und indirekte Reparationslieferungen und für Reparationsnebenkosten, d.h. die Kosten für Verpackung, den Versand frei Verwendungsort in der UdSSR und für Versicherungen werden mit 6,15 Mrd. Mark geschätzt.“
zitiert aus https://www.ddr-geschichte.de/Wirtschaft/Industrie/Reparationen/reparationen.html
Diese Aufstellung kommt auf eine Summe von 66,7 Mrd. Mark auf Basis 1953.

Es wird wohl nicht mehr möglich sein, die vollständige Reparation der SBZ/DDR an die Sowjetunion exakt zu ermitteln. Die beiden zitierten Quellen belegen das eindeutig. Zwischen den über 90 Mrd. Mark (DM) und den mehr als 60 Mrd. Mark (DM) wird wohl die Wahrheit liegen. Um diese Zahl in die damalige Zeit zu referieren, sind wohl die 13,7 Mrd. Mark Staatseinnahmen des DDR Haushalts 1955 sehr anschaulich. Die Reparationen beliefen sich auf ein Vielfaches des Haushaltes der DDR zu Anfang der 1950er Jahre.