
Hier der Auszug des „Adreßbuch der Landgemeinden des Herzogtums Sachsen-Altenburg (Westkreis) mit den Städten Eisenberg, Kahla, Orlamünde und Roda“ von 1912 für die Stadt Kahla.
Hermann Sommermeyer betrieb in Kahla eine Dampfziegelei. Ihr Standort war an der heutigen Straße „An der Ziegelei“.
Auf der Internetseite der Stadt Kahla ist eine detaillierte Chronik zur Geschichte der städtischen Ziegeleien enthalten. Hier der Link ->>
Lt. Chronik begann Hermann S. am 28. Februar 1900 mit dem Bau der Ziegelei. Die Tongrube befand sich an der alten Molkerei in der Friedensstr. Die ganzen Jahre, auch später als VEB nach dem Krieg wurden in Kahla immer nur normalformatige Ziegel -NF- hergestellt.
Ob sich Hermann mit dem Neubau der Ziegelei überhoben hatte oder … , jedenfalls griffen seine Brüder Gustav und Otto ihm unter die Arme und übernahmen je 1/3 der Anteile an der Ziegelei.
Die drei Brüder gründeten am 29. Juni 1906 die
Dampfziegeleiwerk Kahla
Hermann Sommermeyer & Comp.
Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Kahla
Nach dem Tod von Gustav und Hermann 1907/09 wurden die beiden Ehefrauen Agnes und Hedwig Gesellschafter der Ziegelei, Otto alleiniger Geschäftsführer. Allerdings waren die Frauen ohne Einfluss auf die Geschäftsführung, von der waren sie ausgeschlossen.
Mit Urkunde vom 24. Mai 1912 wird Alfred, Sohn aus Franz Ottos erster Ehe mit Pauline Jahn, als stellvertretender Geschäftsführer bestellt. Das war wohl mit weiser Vorausschau, denn im Juni 1914 stirbt auch Franz Otto. Nun sind die drei Witwen die alleinigen Eigentümer der Kahlaer Ziegelei. Am 25. Juni 1914 erteilt Agnes ihrem Sohn Max die Generalvollmacht für ihre Anteile an der Kahlaer Gesellschaft.
Am 7. Juli 1914 ernennen die drei Frauen Anna, Agnes (vertreten durch Max) und Hedwig Alfred zum Geschäftsführer, Anna wird stellvertretende Geschäftsführerin.
Die nächsten Jahre sind davon geprägt, die Gesellschaft handlungsfähig zu halten, dadurch werden immer wieder Anteile zwischen den Gesellschaftern „ab- und angetreten“.
1919 gibt Agnes ihre Anteile nun vollständig an Max ab. Aber erst im darauffolgenden Jahr wird Max zum stellvertretenden Geschäftsführer bestellt.
Anfang der 1920er Jahre lässt Alfred die Jugenstilvilla unmittelbar visavi dem Werk bauen.
Im Januar 1925 scheidet Max aus der Gesellschaft aus. Er tritt seine Anteile an Alfred ab.
Am 3. Mai 1930 stirbt Anna. Das hat keine unmittelbare Auswirkung auf die Geschäfstrleitung, da Alfred seit 1914 die Firma führt.
Die Firma kommt offensichtlich in unruhiges Fahrwasser. Es macht, wenn man die Akten liest, den Eindruck, dass „alle“ von der Firma leben wollen und das nicht schlecht.
Im Juni 1930 wird Alfred als Geschäftsführer abberufen und an seiner Stelle tritt Max in die Führungsposition. Da im Gesellschaftervertrag eine Provision für Max festgelegt wurde, ist zu vermuten, dass Max als Feuerwehrmann geholt wurde.
Aber die Firma ist nicht zu retten. Ob nun die mittlerweile eingetretene Weltwirtschaftskrise oder doch wie die Familienchronik berichten kann, von allen Erben immer wieder Geld aus der Firma gezogen wird… es lässt sich nicht mehr eindeutig sagen. Fakt ist, das mit Gesellschafterbeschluss vom 25. April 1932 die Liquidation der Gesellschaft beschlossen wird, da der Antrag auf Konkurs Mangels Masse vom Amtsgericht Kahla mit Schreiben vom 19. März 1932 abgelehnt wurde. Max lässt sich aktenkundig bestätigen, dass er am Konkurs keine Schuld trägt, wie im Protokoll vom 25. April 1932 so festgehalten.
Als Liquidator wird zunächst der Bauunternehmer Alfred Herzer aus Kahla durch den Gesellschafterbeschluss bestellt. Am 10. Juni 1932 wird allerdings lt. Anzeiger Alfred als Liquidator eingesetzt.
Es kommt am 29. April 1932 zur Zwangsversteigerung mit einem Mindestgebot von 135.000,- RM. Verkauft wird das Werk aber für 35.000,-RM!!
Im Anzeiger (?) wird veröffentlicht, dass die Firma am 28. Juni 1933 aus dem Handelsregister gelöscht wurde. Das Werk war insgesamt 32 Jahre und 2 Monate im Besitz der Fam. Sommermeyer (Kahlaer Linie nach Franz Otto) bis zum Konkurs im April 1932.
Franz, Alfreds ältester Sohn hat mit Datum vom 15.05.1934 Klage gegen diesen Verkauf beim Oberlandesgericht Rudolstadt auch im Namen seiner 3 noch minderjährigen Geschister eingereicht.
Lt. der Klageschrift (siehe rechts) fand die Versteigerung am 29. April 1932, nur 4 Tage nachdem die Gesellschafter die Auflösung der „G.m.b.H.“ beschließen und der Verkauf findet daraufhin am 24. Mai 1932 statt!!
Ja, da hatte es jemand ganz eilig!
Franz klagt die Vormundschaftsbehörde an, ihre mündelsicheren Gelder veruntreut zu haben. Er erläutert auch, das der Liquidator Ernst Herzer auf eigene Rechnung das Werk für die 4 Kinder weiterführen wollte. Dazu gab es einstimmige Beschlüsse seitens der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Kahla.
Alles vergebens!
Die Klageschrift liest sich wie ein Krimi … Ein Ränkespiel wie aus dem Lehrbuch, nur damit der Begünstigte das Werk für’n „Appel und ’nem Ei“ bekam.
Dokumente stammen aus dem Stadtarchiv Kahla, dem herzoglichen Amtsgericht.

Lt. Kahlaer online Chronik wurde 1914 die Ziegelei stillgelegt. Das lässt sich aus den Akten des Stadtarchives nicht bestätigen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass in den Kriegsjahren keine Gesellschafterbeschlüsse möglich waren, da die Männer im Feld standen. Die Dokumente aus dem Stadtarchiv Kahla belegen allerdings eindeutig, dass bis zum April 1932 unter dem Namen Sommermeyer Ziegel an diesem Standort produziert wurden.
Lt. städtischer Chronik von Kahla wurde die in Konkurs gegangene Ziegelei an die Fam. Jecke 1932 verkauft. 1956 wurde staatliche Beteiligung aufgenommen und 1972 wurde die Ziegelei in Volkseigentum überführt.
Der VEB Ziegelwerk Kahla war ein Betriebsteil des VEB Ziegelwerke Gera, Sitz Caaschwitz.
Nach 1990 wurde die Ziegelproduktion am Standort Kahla eingestellt.
Die Betiebsordnung vom Juli 1910 und die Klageschrift Franz von 1934